Kohl und Pinkel

Definition

Grünkohlessen

 

Das Grünkohlessen ist ein alter Brauch in Norddeutschland und Teilen Skandinaviens, der vor allem in Bremen und Umgebung, im Oldenburger Land, Emsland und Ostfriesland, Verden an der Aller, Rotenburg (Wümme), aber auch in Hamburg, in der Seestadt Bremerhaven nebst Altkreis Wesermünde und Hadeln sowie in der Umgebung von Braunschweig und in ganz Schleswig-Holstein gepflegt wird. Darüber hinaus wird der Brauch auch im Münsterland gepflegt.

 

Grünkohl (regional auch Braunkohl) wird nach dem ersten Herbstfrost geerntet. Die Teilnehmer an einer "Kohlfahrt" veranstalten einen Ausflug durch die Natur zu einem Dorfgasthof, meist im tiefen Winter. Oft wird der Ausflug mit Spielen (z. B. Boßeln) verbunden. Zur Abwehr des Frostwetters und zur Vorbereitung auf das deftige Essen werden in einem Handwagen (Bollerwagen) ausreichend alkoholische Getränke (z. B. Korn) mitgenommen, die anlässlich der Spiele oder sonstiger Unterbrechungen der Wanderung (z. B. Wegkreuzungen oder Masten) ausgeschenkt werden. Im Dorfgasthof wird der angeheiterten Gesellschaft dann Grünkohl mit Kartoffeln und Kasseler, Bregenwurst, Pinkelwurst oder Kohlwurst serviert. Dazu gibt es üblicherweise viel zu trinken (Bier, Korn). In manchen Gegenden findet nach dem Essen Musik und Tanz statt.

Das Grünkohlessen findet seinen Höhepunkt in der Ausrufung des Kohlkönigs oder des Kohlkönigspaars. Für die Vergabe der Königswürde werden verschiedene Methoden angewandt. Entweder werden die Anzahl der Portionen jedes Teilnehmers ausgewertet, es wird das Gewicht der Teilnehmer vor und nach dem Essen bestimmt oder es werden die Ergebnisse der Spiele auf der Wanderschaft nach geheimen Kriterien ausgewertet. Kohlkönig wird vereinzelt auch derjenige, der als letztes den Tisch verlässt. Dies schließt Toiletten- oder Tanzpausen demnach aus. Als sichtbares Zeichen der Königswürde werden Ketten mit der Geschichte der Kohlkönige dieser Gesellschaft oder ein Schweinekieferknochen am Band mit einer entsprechenden Inschrift verliehen. Der König bzw. das Königspaar erhält die Verpflichtung, das Grünkohlessen des nächsten Jahres zu organisieren.

Da viele Betriebe, Straßengemeinschaften und Vereine im Winter Grünkohlessen veranstalten, sind die Dorfgasthäuser an attraktiven Terminen (Samstage im Januar) oft mehrere Wochen vorher bereits ausgebucht.

Eine der größten Veranstaltungen um das Grünkohlessen findet seit 2007 in Hamburg statt. In der Fischauktionshalle direkt an den Landungsbrücken organisieren mehrere regionale Unternehmen aus der Gastronomie sowie aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie gemeinsam das sogenannte "Grünkohl-Schlemmerfest", an dem mehr als 1500 zahlende Gäste teilnehmen.


Wo kommt der Grünkohl her?

Grünkohl hat seinen Ursprung wahrscheinlich in Griechenland. Dort wird 400 v.Chr. ein krausblättriger Blattkohl beschrieben, der später bei den Römern als Sabellinischer Kohl bezeichnet wurde. Dieser Kohl ist wohl der Vorläufer des heutigen Grünkohls. Grünkohl zählte in der römischen Küche zu den Delikatessen. Bauern, die Grünkohl anbauten, brachten es dadurch oft zu Wohlstand. Typische Anbaugebiete heute sind Mittel- und Westeuropa, Nordamerika und Ost- sowie Westafrika. Im Norden Deutschlands streiten sich alle Jahre wieder die Städte Bremen und Oldenburg darum, wessen "Spezialität" der Grünkohl denn nun ist. Die längste Tradition können die Bremer nachweisen, die seit 1545 ein öffentliches Grünkohlessen zelebrieren. 1988 wurden in Deutschland ca. 900 ha Grünkohl angebaut.



aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Nächster Kohlmarsch am 04.02.2017 in Aachen.
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