Kohl und Pinkel

Zugfahrt 2011

"Unsere abenteuerliche Bahnfahrt"


Ich liebe Fahrten mit der Bahn.

Eigentlich hätte ich - genetisch

bedingt - Bundesbahner werden müssen. Der Opa war einer und alle seine Söhne wurden es auch.

Das Schicksal hatte etwas anderes mit mir vor. Was jedoch geblieben ist, dass ist meine Liebe zur Deutschen Bahn; unbeeinflusst von manch erlebten Pannen.

Doch das letzte Bahnabenteuer hat etwas verändert.

Es war die Rückfahrt vom letzten Kohlmarsch. Irgendwo zwischen Dortmund und Essen hielt der Zug auf freier Strecke. Eine freundliche weibliche Stimme bat um Nachsicht und beruhigte mich mit dem Hinweis, dass der Zug in 5 Minuten weiterfahren würde. Aus den 5 Minuten wurden 1 3/4 Stunde. Über 105 Minuten lang hatte ich die Wahl - quasi zwischen Tripper und Syphilis.

Ich konnte also aus dem Fenster schauen auf eine vermüllte

Laubenkolonie oder auf mein Gegenüber "Dieter Leimbach" . Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit. 105 Minuten den Dieter anstarren und versuchen ihn nervös zu machen und aus der Fassung zu bringen ist verdammt anstrengend. Ich hätte doch lieber aus dem Fenster schauen sollen . Auf Dauer ist der Anblick des Mülls leichter zu ertragen als der unseres Ex-Kohlkönigs.

Irgendwann erzählte uns die Bahntussi etwas von Signalproblemen und dass wir bis zur letzten Weiche zurückfahren      müssen, um die Spur zu wechseln.  Ca. 5 Meter ging es zurück und dann standen wir wieder. Mein Herr Sohn erzählte etwas von einer bahntypischen Ausrede und dass die so etwas immer sagen, wenn sich jemand vor den Zug geworfen habe. Was für ein Unsinn dachte ich mir.....

Irgendwie ging es schließlich dann weiter und bevor der Zug in Essen einlief überraschte uns die Bahntusse mit der Botschaft, dass  der Zug in Essen enden müsse, weil suizidgefährdete Idioten auf der Strecke seien. Mein Herr Sohn hatte mal wieder Recht.... ich würde das aber natürlich nie zugeben. Der Aufenthalt in Essen kam mir sehr gelegen, denn meine Blase war kurz vor dem Zerbersten. Das Pinkeln hat mindestens 10 Minuten gedauert. Das lag nicht an meiner Prostata, sondern an meiner vollen Blase. Mein pinkelnder Nachbar hat mich ganz blöd angeguckt. Ich muss wohl einen ganz entspannt-glücklichen Gesichtsausdruck beim Pieseln gehabt haben.

Irgendwann ging es dann weiter Richtung Köln. Wir stiegen in einen voll besetzten Regionalzug. Die Hoffnung auf einen Sitzplatz  keimte nach einer halben Stunde langsam auf. Gott sei Dank mußte ich nicht bei unserer Gruppe sitzen. Die viel zu gute Laune von Jutta ging mir gewaltig auf den Geist und die Story vom Kennenlernen ihres Gatten kannte ich schon auswendig. Die Fahrt von Köln nach Aachen verlief im Zeitlupentempo. An jeder Milchkanne hielt dieser verdammte Zug. Die Fahrt wollte kein Ende nehmen. Ich war todmüde und meine Blase schon wieder randvoll. Draußen war es schon dunkel, ich konnte nichts mehr erkennen, und vor meinem geistigen Auge ließ ich noch einmal die Hinfahrt Revue passieren. Keinerlei Pannen der Bahn. Nur "Pannenman" Dieter Leimbach hatte wieder einmal zugeschlagen. Der Exkönig verschüttet seinen Kaffee auf Sitz und Boden und wir mussten fluchtartig das Abteil verlassen. So etwas kann ja mal passieren... sollte man meinen. Nicht so bei unserem lieben Dieter. Der verschüttete ein zweites Mal seinen Kaffee. Dabei wurde auch noch seine Hose in Mitleidenschaft gezogen, was nur ein verständnisloses Kopfschütteln bei seiner Marianne hervorrief.

Aus diesen meinen positiven Erinnerungen wurde ich kurz vor der Ankunft in Aachen vom Schaffner zurückgeholt. Auf diese unsere Pannenfahrt angesprochen meinte dieser mit einer widerlichen Ironie im Ton

" Da hat Ihnen die Deutsche Bahn eine Menge geboten für 36,00 Euro". Meine gute Erziehung machte sich schlagartig bezahlt, als ich diesen blöden Kommentar widerspruchslos hinnahm. Am liebsten hätte ich dem Kerl in die Eier getreten.

Die Taxifahrt vom Bahnhof bis zur Schloßparkstrasse verlief pannenfrei und ziemlich langweilig.

Viel zu langweilig. Ich denke, wir fahren in zwei Jahren wieder mit der Bahn, denn bei der Deutschen Bahn kann man fast immer etwas erleben.


Geschrieben von Erich

Nächster Kohlmarsch am 04.02.2017 in Aachen.
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